
Der Apostel Thomas
Einleitung
- Der Name: Thomas = Zwilling – von wem? Judas Tadeus? Oder Judas, der Bruder des Herrn? Oder von Lisia, seiner Schwester?
- Vorkommen in der Bibel: seine Erwählung samt den andern Aposteln – sonst nur im Johannes-Evangelium (3 x)
- Tradition in den apokryphischen Schriften: Thomas sei vom Haus Asser, arbeitete nach GRIGENES unter den Partern, und starb in Edessa eines natürlichen Todes – EUSEBIUS: Thomas ging nach Indien, starb dort des Märtyrertodes, unter dem König Misdai
- Johannes hat ein besonderes Interesse für Thomas: 11;16; 16:5; 20:24-29
- Thomas zeigt einen interessanten Charakter, widerspruchsvolle Züge, die sehr menschlich und uns deshalb sehr ähnlich sind
1. Sein Verhältnis zur Wahrheit
- 11:15-16 - Thomas begriff die Konsequenzen, hatte aber Jesu Wort V.15 nicht verstanden – realistisch, wenn auch etwas pessimistisch
- 16:5 - aufrichtiges Verlangen, besser zu verstehen – Jesus antwortet V.6
- 20:24f eine kritische Einstellung: nicht irgend etwas oder an irgend etwas glauben
- Unterschied zwischen einem aufrichtigen und einem unaufrichtigem Zweifler:
. der aufrichtige Zweifler gibt sich nicht zufrieden mit herkömmlichen Grenzen der Wahrheit – möchte weiter vordringen, besser verstehen
. der unaufrichtige Zweifler will in Wirklichkeit nicht glauben und verwechselt geistliche Krankheit mit Suchen nach Wahrheit – lebt in der Dunkelheit und verwechselt sein Fragen mit dem Licht
. seine Grenzen für die Wahrheit: sinnlich erfaßbare Fakten und Tatsachen – unsere Erfahrung als Maßstab? Oder die Lehre der Schrift?
2. Sein Verhältnis zur Liebe
11:16 - seine Liebe zu Jesus war echt und tief: sie machte ihn bereit zum Sterben – er wollte lieber mit Jesus sterben als ohne ihn leben
- die Liebe machte ihn mutig und selbstlos - V.8 „du“, sagten die andern
- sie äußerte sich in einem zähen, fast verzweifelten Festhalten an Jesus, im Nachfolgen bis in Lebensgefahr
14:5 - die Frage über Weg und Ziel angesichts der Möglichkeit, diese zu verfehlen, mag wohl der Liebe zum Herrn entsprungen sein
20:24f - Welches war die Ursache der Abwesenheit des Thomas bei der ersten Erscheinung Jesu? Mangel an Solidarität? Kein Verlangen nach Gemeinschaft? Oder Liebe, die voller Schmerz allein sein mußte? – Er mußte erst mit sich selbst fertig werden; hier konnten andere nicht helfen.
3. Sein Verhältnis zum Glauben
11:15f eine verzweifelte Treue, aber unreifer Glaube, den Jesus weiterführen möchte
14:1f Glaube an den Messias, aber nicht als Sohn Gottes, der eins ist mit seinem Vater V.7 - Worte Jesu!
20:24f ein verwirrter Glaube – wie bei den andern Jüngern
- ein dem Unglauben nahes Verhalten: Verstand wider Glauben – Beweise, Herausforderung – TERTULLIAN (160-200 n.Ch.): „Ich glaube, weil es widersinnig ist“
- die Gegenwart Jesu führt zum höchsten Bekenntnis: „Mein Herr und mein Gott“
Schluß
- Das Bekenntnis des Thomas schließt sich an das des Nathanael an 1:49 – zwischen diesen beiden zeichnet der Schreiber das Drama zwischen Glaube und Unglaube
- Die Worte Jesu sind die einzige Seligpreisung im Johannes-Evangelium
- Die Verse 30 und 31 bestätigen das Wort Jesu: Niemand ist dem Auferstandenen näher, nur weil er ihn gesehen hat – dem Glauben ohne Schauen gilt die Verheißung
- Wir?
Joh 11:16;14:5; 20:24-29
17/04/82 Vila Guaira – Curitiba / Brasilien