Schon wieder die Frage nach dem Beruf
Esszimmer italienischer Einwanderer.
Museum in Itá SC, Brasilien
Ein Fragebogen. Die üblichen Fragen: Name, Adresse, Alter ... Beruf. Beruf? Ich habe keinen Beruf. Keine bezahlte Arbeitsstelle. Eine Ausbildung habe ich, aber es ist lange her, daβ ich kein „eigenes“ Geld bekomme.
Hausfrau. Ist das ein Beruf? Hört sich an wie ein minderwertiger Titel, um überhaupt einen Titel zu haben.
Ich soll schon wieder „Hausfrau“ schreiben. Ich lasse diese Frage für zuletzt. Erst das ehrenhaftere beantworten. Mein Selbstgefühl braucht Stärkungsspritzen. Vielleicht fällt mir ein besseres Wort ein für meinen Beruf.
Es stimmt ja auch nicht ganz, daβ Hausfrau sein mein Hauptberuf ist. Was ich nicht alles zu schmeissen habe, geht viel weiter, hat nicht das Haus als Mittelpunkt und ich könnte es viel schicker benennen: Verwalterin eines Kleinbetriebes, Ernährungswissenschaftlerin (Was koche ich heute?), drei-Sterne-Köchin (Ehemann: „Morgen bringe ich Gäste mit“; oder: Ich koche ja für die drei Sterne meines Lebens), Erzieherin, Krankenschwester, Seelsorgerin, Kinderpsychologin, Vize-Präsidentin der Institution Ehe & Familie, Gartengestalterin (Paisagistin!), Konfektionsmanagerin (eher bekannt als Flickerin, Wasch- und Bügelfrau), Kauffrau, Magierin (Aus nichts mach viel), Finanzministerin (Welches Loch stopfe ich nächsten Monat?), Schiedsrichterin („Mama, der andere hat das Geschirr nicht gewaschen“).
Jetzt soll ich das alles in diese kleine Lücke schreiben:
Beruf: __________________________________ Alter: ______________________
Vielleicht fasse ich doch alles zusammen mit dem Wort Hausfrau? Wenn die Person, die den Fragebogen liest, eine Frau ist, wird sie ja wissen, was ich so den lieben Tag lang mache. Wenn´s ein Mann ist, dürfte ihm der Begriff „Hausfrau“ von seiner Ehefrau her bekannt sein.
Und wenn man nicht weiss, was ich mit „Beruf: Hausfrau“ gemeint habe? Hauptsache, ich weiss es, und stehe meinen Mann (entschuldigung: meine Frau) in meinem Beruf.
